Saison-Zwischenfazit: Interview mit Andreas Ortwein, Geschäftsführer der Roten Teufel Bad Nauheim
(DEL2) Nach dem letzten Heimspiel gegen die Eislöwen Dresden haben die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim 25 Spiele bestritten und damit fast die Hälfte der DEL2-Hauptrunde Saison 2014/15 absolviert. Zeit genug also für ein Saison-Zwischenfazit, das Geschäftsführer Andreas Ortwein in einem ausführlichen Interview mit der Newsletter-Redaktion gezogen hat.
Hallo Andreas, 25 von 52 Saisonspielen und damit gut die Hälfte der Saison ist absolviert - wie fällt dein erstes Fazit aus?
Die DEL2 hat sportlich nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Durch den Aufstieg von Kassel und Frankfurt ist die Dichte in der Liga noch größer geworden. Servus TV, die Print-, Online- und auch Radio-Medien bringen immer mehr zur DEL2 – das tut uns gut. Sportlich sind scheinbar zwar zwei Teams abgeschlagen - aber das ist auch nur scheinbar. Bereits das letzte Jahr hat gezeigt, dass eine Serie alles nochmal ändern kann. Für uns selbst - denke ich - haben wir sicher an einigen Stellen Punkte liegen lassen. Punkte, die das Arbeiten jetzt deutlich ruhiger machen würden. Wenn wir jetzt bspw. 43 und nicht 37 Punkte hätten, dann wären alle euphorisiert und es bestünde keine Katerstimmung wie nach dem Spiel gegen Dresden. Aber wir dürfen nicht jammern: Wenn wir in der zweiten Halbserie die 43 Punkte machen wollen, müssen alle eben noch härter arbeiten und wir müssen uns steigern. Es ist derart eng - sechs Punkte einfahren und man ist Zweiter, keine Punkte in zwei Spielen hintereinander bist du Elfter in der Tabelle.
Was sind deine positiven oder negativen Überraschungen der Saison?
Auf die Liga bezogen sind sicher die Kassel Huskies die absolut positive Überraschung. Joe Gibbs hat mit Rico Rossi da auch in der Kurzfristigkeit ein hungriges, homogenes und zugleich erfahrenes Team aufgebaut. Alles andere überrascht mich nicht. Jedes Team in dieser Liga hat Qualität und ist jederzeit in der Lage, Spiele zu gewinnen. Etwas überraschend ist sicher auch die starke Dominanz von Bietigheim, aber sie haben unter dem Strich halt überragende Qualität im Kader und sind aktuell nur schwer zu schlagen.
Wo siehst du Bad Nauheim aktuell stehen? Welches Zwischenfazit ziehst du bei unserem Team?
Wir stehen da, wo wir sein wollten - im Kampf um die Playoff-Plätze. Allerdings im Wissen, dass wir aktuell in den Heimspielen unser Potential nicht zu 100 Prozent abrufen, darf man nicht zufrieden sein. Ich denke, du kannst in der DEL2 Spiele verlieren. Du kannst immer auch mal einen schlechten Tag haben, aber unter dem Strich muss zu Bad Nauheim gehören: Wille und Kampf bis zur letzten Minute und den habe ich leider nach der Deutschland-Cup-Pause nicht immer gesehen. Hier muss angesetzt werden. Es geht einfach darum: Wer ist bereit, sich in die Schüsse zu werfen? Wer ist bereit, in die Ecken zu gehen? Wer ist bereit, mehr zu tun und härter zu arbeiten? Der wird mit dem notwendigen Quäntchen Glück in die Playoffs einziehen. Es wird ein ganz hartes Rennen. Am Ende werden die Mannschaften über dem Strich stehen, die sich geschlossen zeigen. Dazu beziehe ich alle mit ein: Das Trainer-Team, Spieler, Verantwortliche, aber auch das ganze Umfeld mit Fans und Sponsoren.
Besprichst du dich derzeit öfter zu diesen Themen mit Petri und dem Trainer-Team?
Ja klar - wir tauschen uns immer aus. Das Team hat - was den Trainer und das mannschaftliche Umfeld angeht - keine Ausreden. Wir fahren ein wohl dosiertes Training, die Vorbereitungen auf die Spiele laufen professionell und gut motiviert. Die Betreuung incl. Physiotherapie ist hervorragend - was die bisher wenigen Verletzten ja auch zeigen. Es ist jetzt an jedem selbst, aus sich das Maximale für den EC Bad Nauheim heraus zu holen. Das erwarte ich auch von jedem.
Zuletzt waren nur noch knapp 2.000 Besucher beim Spiel gegen Dresden: Wie bewertest du das?
Unser Fan ist unser wichtigster und größter Hauptsponsor. Bis auf die Derbyspiele sind wir im Prinzip bei fast allen Ligaspielen mehr oder weniger unterhalb der benötigen Zuschauer geblieben. Wenn man bedenkt, dass gerade zu Beginn der Saison wir auch noch verschiedene Aktionen wie mit dem Örtlichen hatten, ist das natürlich etwas ernüchternd. Aber am Ende müssen wir uns da jetzt selbst wieder raus kämpfen. Am 21.12. bieten wir Firmen der Region an, mit Mitarbeitern und / oder Kunden zu uns zu kommen. Ebenso am 28.12.: dort bieten wir Vereinen der Region mit attraktiven Paketpreisen an, zu uns zu kommen. Am 02.01. ist das nächste Derby gegen Kassel in den Ferien. Am 11.01. machen wir einen Familientag mit der Anspielzeit 16.00 Uhr. Wir haben alles getan und Angebote gemacht: Wir brauchen den Rückhalt der Sponsoren und vor allem der Fans, sonst ist Eishockey auf diesem Niveau in Bad Nauheim nicht darstellbar.
Aber gerade der Fan war zuletzt auch nicht immer zufrieden. Wie bewertest du das?
Wir haben ein Umfeld mit unglaublichen Emotionen. Diese sind wichtig und gut für unseren Sport. Die Menschen identifizieren sich auf eine außergewöhnlich intensive Art und Weise mit dem EC. Gut wäre es sicherlich ab und an, wenn Kritiker nicht immer nur dann sprechen, wenn es etwas zu kritisieren gibt, sondern auch mal Lob aussprechen, wenn der Club und das Team etwas gut machen. Es darf eben nicht nur Schwarz oder Weiß geben – es gibt auch Grau und die Wahrheit darf und muss manchmal dazwischen liegen. Wichtig sind zwei Dinge: Zum einen immer sachlich und fair bleiben und bei Bedarf oder Wunsch die Dinge einfach mal persönlich mit den Verantwortlichen besprechen. Die regelmäßigen Fantreffen kann man bspw. zum Dialog nutzen. Das ist in dieser intensiven und transparenten Art und Weise doch nirgendwo in der DEL2 möglich, sondern nur hier in Bad Nauheim. Und zum anderen muss man sich immer über eines bewusst sein: Dass wir DEL2 spielen können und wieder dabei sind, ist ein Glücksfall für Bad Nauheim und die Region.
Was kann und muss getan werden, um Eishockey in Bad Nauheim auf lange Sicht wieder in der DEL2 zu etablieren?
Dazu muss noch eine Menge passieren. Wir müssen kurzfristig weiter wachsen im Sponsoring sowie in den Hospitality- / VIP-Bereichen. Wir haben Wachstum, aber das reicht noch nicht aus. Wir brauchen verlässliche und stabile Zuschauerzahlen – am besten natürlich durch den Kauf von Dauerkarten. Wir müssen stetig unsere Prozesse in den Bereichen Catering, Geschäftsstelle und Marketing verbessern. Die Liste an Ideen und auch Möglichkeiten ist lang – nur müssen wir sie schrittweise und zielgerichtet umsetzen.
Was unterscheidet Bad Nauheim von anderen DEL2-Standorten?
Ich glaube jeder Standort ist für sich ein Thema. Aber klar: wir haben keinen Großsponsor wie VW und sind kein Ex-DEL-Standort, an dem möglicherweise riesige Potentiale stecken. Wir haben keinen Millionär als Gesellschafter. Wir haben keine fünf bis sechs weiteren Städte mit Eisstadien um uns herum, wo wir Nachwuchs akquirieren können. Wir müssen selbst mit anpacken in unserem Stadion, weil die Stadt Bad Nauheim alleine es finanziell auch nicht mehr leisten kann - verständlicherweise. Sie braucht die Unterstützung der Spielbetriebs GmbH und auch aller Eissport treibenden Vereine. Und das in der Zukunft eher noch mehr als weniger.
Was heißt das konkret für den EC?
Kurz- bis mittelfristig brauchen wir wohl die Unterstützung des Wetteraukreises und vielleicht sogar der hessischen Landesregierung, um diesen Standort langfristig zu sichern und zu erhalten. Bis 2017 müssen die Städte schuldenfrei sein – wie soll das gehen ohne drastische Einsparmaßnahmen oder Mehreinnahmen? Für uns heißt das: Jeden Euro, den wir ins Stadion und unsere Infrastrukturen stecken müssen, können wir nicht für Nachwuchsarbeit oder auch für die sportliche Entwicklung ausgeben. Das Geld muss zusätzlich aus dem Spielbetrieb verdient werden. Und jeder, der ins Stadion kommt und mal einen Blick hinter und in die Fankurve, in die Kabinen, den VIP-Raum und in die Treppenhäuser macht, der sieht, dass da richtig was passiert ist, was auch diesen Sommer wieder einen sechsstelligen Euro-Betrag gekostet hat. Teils war das geplant – der größere Teil war aber ungeplant und musste gemacht werden, damit wir überhaupt spielen konnten.
Glaubst du, dieses Bewusstsein ist vorhanden? Wie kann der Fan dabei mithelfen?
Nein, das ist sicher nicht zu 100 Prozent da, aber das liegt auch daran, dass wir nicht jeden Tag darüber sprechen können und auch sollten.Es gibt vieles, was man tun kann: Plakate aufhängen, Flyer verteilen, Leute einfach mitziehen, seine eigene Firma ansprechen. Aber das Allerwichtigste ist: Ins Stadion gehen – egal ob zum öffentlichen Lauf, zu Nachwuchsspielen oder zur DEL2. Jeder Besucher hilft mit seinem Eintrittsgeld und mit seinem Verzehr. Je mehr Leute kommen, umso mehr wachsen die Argumente – bei Politik, wie bei Sponsoren - sich in dem Thema Eissport und Eishockey in Bad Nauheim zu engagieren.
Obwohl die GmbH und die Mitarbeiter massiv Arbeit haben, engagiert sich der EC noch sozial? Wie passt das zusammen?
Mal ganz ernst: von Zeit zu Zeit, wenn ich abends den Rucksack voller Steine zuhause absetze und schalte die Nachrichten ein und sehe hungernde Kinder oder an Ebola erkrankte Menschen, Naturkatastrophen usw. - da wird einem manchmal klar, was für eine Kleinigkeit eigentlich so eine Niederlage gegen Dresden ist. Unsere Aktion für Wallernhausen, bei der tolle 2.000 EUR zusammen gekommen sind, das Weihnachtssingen, das am 22.12. ansteht: das sind die Momente, in denen es mal nicht um Punkte oder den Euro für den EC geht. Das sind die Momente, an denen wir alle darüber nachdenken sollten: Es gibt noch viel schlimmeres Leid und größere Probleme auf der Welt und dies gehört zur sozialen Verantwortung des EC in einer Region Mittelhessen. Gerade mit 200 Kindern im Nachwuchsbereich, denen wir alle ein Vorbild sein sollten. Diesem Bild gilt es, gerecht zu werden. Wir haben kein Geld für Spenden, haben aber die Menschen im Umfeld, die helfen und spenden können. Der EC und seine Helfer sind da nur der Initiator.
Was ist deine abschließende Botschaft vor Weihnachten?
Sich gemeinsam freuen, gemeinsam auch malsauer sein, diskutieren, mit Emotionen dabei sein – das ist wichtig und auch gut. Aber jeder Tag ist ein neuer Tag und bietet eine Chance. Lasst uns diese gemeinsam nutzen. Unterstützt den EC und den Eissport. Wenn wir als Bad Nauheim die DEL2 und das Stadion wollen, müssen wir es gemeinsam anpacken. Beteiligt euch – Firmen wie Fans - an den Aktionen, die jetzt kommen. Ansonsten wünsche ich jedem natürlich schon mal eine besinnliche und schöne Advents- und Weihnachtszeit.
(DEL2) Nach dem letzten Heimspiel gegen die Eislöwen Dresden haben die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim 25 Spiele bestritten und damit fast die Hälfte der DEL2-Hauptrunde Saison 2014/15 absolviert. Zeit genug also für ein Saison-Zwischenfazit, das Geschäftsführer Andreas Ortwein in einem ausführlichen Interview mit der Newsletter-Redaktion gezogen hat.
Hallo Andreas, 25 von 52 Saisonspielen und damit gut die Hälfte der Saison ist absolviert - wie fällt dein erstes Fazit aus?
Die DEL2 hat sportlich nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Durch den Aufstieg von Kassel und Frankfurt ist die Dichte in der Liga noch größer geworden. Servus TV, die Print-, Online- und auch Radio-Medien bringen immer mehr zur DEL2 – das tut uns gut. Sportlich sind scheinbar zwar zwei Teams abgeschlagen - aber das ist auch nur scheinbar. Bereits das letzte Jahr hat gezeigt, dass eine Serie alles nochmal ändern kann. Für uns selbst - denke ich - haben wir sicher an einigen Stellen Punkte liegen lassen. Punkte, die das Arbeiten jetzt deutlich ruhiger machen würden. Wenn wir jetzt bspw. 43 und nicht 37 Punkte hätten, dann wären alle euphorisiert und es bestünde keine Katerstimmung wie nach dem Spiel gegen Dresden. Aber wir dürfen nicht jammern: Wenn wir in der zweiten Halbserie die 43 Punkte machen wollen, müssen alle eben noch härter arbeiten und wir müssen uns steigern. Es ist derart eng - sechs Punkte einfahren und man ist Zweiter, keine Punkte in zwei Spielen hintereinander bist du Elfter in der Tabelle.
Was sind deine positiven oder negativen Überraschungen der Saison?
Auf die Liga bezogen sind sicher die Kassel Huskies die absolut positive Überraschung. Joe Gibbs hat mit Rico Rossi da auch in der Kurzfristigkeit ein hungriges, homogenes und zugleich erfahrenes Team aufgebaut. Alles andere überrascht mich nicht. Jedes Team in dieser Liga hat Qualität und ist jederzeit in der Lage, Spiele zu gewinnen. Etwas überraschend ist sicher auch die starke Dominanz von Bietigheim, aber sie haben unter dem Strich halt überragende Qualität im Kader und sind aktuell nur schwer zu schlagen.
Wo siehst du Bad Nauheim aktuell stehen? Welches Zwischenfazit ziehst du bei unserem Team?
Wir stehen da, wo wir sein wollten - im Kampf um die Playoff-Plätze. Allerdings im Wissen, dass wir aktuell in den Heimspielen unser Potential nicht zu 100 Prozent abrufen, darf man nicht zufrieden sein. Ich denke, du kannst in der DEL2 Spiele verlieren. Du kannst immer auch mal einen schlechten Tag haben, aber unter dem Strich muss zu Bad Nauheim gehören: Wille und Kampf bis zur letzten Minute und den habe ich leider nach der Deutschland-Cup-Pause nicht immer gesehen. Hier muss angesetzt werden. Es geht einfach darum: Wer ist bereit, sich in die Schüsse zu werfen? Wer ist bereit, in die Ecken zu gehen? Wer ist bereit, mehr zu tun und härter zu arbeiten? Der wird mit dem notwendigen Quäntchen Glück in die Playoffs einziehen. Es wird ein ganz hartes Rennen. Am Ende werden die Mannschaften über dem Strich stehen, die sich geschlossen zeigen. Dazu beziehe ich alle mit ein: Das Trainer-Team, Spieler, Verantwortliche, aber auch das ganze Umfeld mit Fans und Sponsoren.
Besprichst du dich derzeit öfter zu diesen Themen mit Petri und dem Trainer-Team?
Ja klar - wir tauschen uns immer aus. Das Team hat - was den Trainer und das mannschaftliche Umfeld angeht - keine Ausreden. Wir fahren ein wohl dosiertes Training, die Vorbereitungen auf die Spiele laufen professionell und gut motiviert. Die Betreuung incl. Physiotherapie ist hervorragend - was die bisher wenigen Verletzten ja auch zeigen. Es ist jetzt an jedem selbst, aus sich das Maximale für den EC Bad Nauheim heraus zu holen. Das erwarte ich auch von jedem.
Zuletzt waren nur noch knapp 2.000 Besucher beim Spiel gegen Dresden: Wie bewertest du das?
Unser Fan ist unser wichtigster und größter Hauptsponsor. Bis auf die Derbyspiele sind wir im Prinzip bei fast allen Ligaspielen mehr oder weniger unterhalb der benötigen Zuschauer geblieben. Wenn man bedenkt, dass gerade zu Beginn der Saison wir auch noch verschiedene Aktionen wie mit dem Örtlichen hatten, ist das natürlich etwas ernüchternd. Aber am Ende müssen wir uns da jetzt selbst wieder raus kämpfen. Am 21.12. bieten wir Firmen der Region an, mit Mitarbeitern und / oder Kunden zu uns zu kommen. Ebenso am 28.12.: dort bieten wir Vereinen der Region mit attraktiven Paketpreisen an, zu uns zu kommen. Am 02.01. ist das nächste Derby gegen Kassel in den Ferien. Am 11.01. machen wir einen Familientag mit der Anspielzeit 16.00 Uhr. Wir haben alles getan und Angebote gemacht: Wir brauchen den Rückhalt der Sponsoren und vor allem der Fans, sonst ist Eishockey auf diesem Niveau in Bad Nauheim nicht darstellbar.
Aber gerade der Fan war zuletzt auch nicht immer zufrieden. Wie bewertest du das?
Wir haben ein Umfeld mit unglaublichen Emotionen. Diese sind wichtig und gut für unseren Sport. Die Menschen identifizieren sich auf eine außergewöhnlich intensive Art und Weise mit dem EC. Gut wäre es sicherlich ab und an, wenn Kritiker nicht immer nur dann sprechen, wenn es etwas zu kritisieren gibt, sondern auch mal Lob aussprechen, wenn der Club und das Team etwas gut machen. Es darf eben nicht nur Schwarz oder Weiß geben – es gibt auch Grau und die Wahrheit darf und muss manchmal dazwischen liegen. Wichtig sind zwei Dinge: Zum einen immer sachlich und fair bleiben und bei Bedarf oder Wunsch die Dinge einfach mal persönlich mit den Verantwortlichen besprechen. Die regelmäßigen Fantreffen kann man bspw. zum Dialog nutzen. Das ist in dieser intensiven und transparenten Art und Weise doch nirgendwo in der DEL2 möglich, sondern nur hier in Bad Nauheim. Und zum anderen muss man sich immer über eines bewusst sein: Dass wir DEL2 spielen können und wieder dabei sind, ist ein Glücksfall für Bad Nauheim und die Region.
Was kann und muss getan werden, um Eishockey in Bad Nauheim auf lange Sicht wieder in der DEL2 zu etablieren?
Dazu muss noch eine Menge passieren. Wir müssen kurzfristig weiter wachsen im Sponsoring sowie in den Hospitality- / VIP-Bereichen. Wir haben Wachstum, aber das reicht noch nicht aus. Wir brauchen verlässliche und stabile Zuschauerzahlen – am besten natürlich durch den Kauf von Dauerkarten. Wir müssen stetig unsere Prozesse in den Bereichen Catering, Geschäftsstelle und Marketing verbessern. Die Liste an Ideen und auch Möglichkeiten ist lang – nur müssen wir sie schrittweise und zielgerichtet umsetzen.
Was unterscheidet Bad Nauheim von anderen DEL2-Standorten?
Ich glaube jeder Standort ist für sich ein Thema. Aber klar: wir haben keinen Großsponsor wie VW und sind kein Ex-DEL-Standort, an dem möglicherweise riesige Potentiale stecken. Wir haben keinen Millionär als Gesellschafter. Wir haben keine fünf bis sechs weiteren Städte mit Eisstadien um uns herum, wo wir Nachwuchs akquirieren können. Wir müssen selbst mit anpacken in unserem Stadion, weil die Stadt Bad Nauheim alleine es finanziell auch nicht mehr leisten kann - verständlicherweise. Sie braucht die Unterstützung der Spielbetriebs GmbH und auch aller Eissport treibenden Vereine. Und das in der Zukunft eher noch mehr als weniger.
Was heißt das konkret für den EC?
Kurz- bis mittelfristig brauchen wir wohl die Unterstützung des Wetteraukreises und vielleicht sogar der hessischen Landesregierung, um diesen Standort langfristig zu sichern und zu erhalten. Bis 2017 müssen die Städte schuldenfrei sein – wie soll das gehen ohne drastische Einsparmaßnahmen oder Mehreinnahmen? Für uns heißt das: Jeden Euro, den wir ins Stadion und unsere Infrastrukturen stecken müssen, können wir nicht für Nachwuchsarbeit oder auch für die sportliche Entwicklung ausgeben. Das Geld muss zusätzlich aus dem Spielbetrieb verdient werden. Und jeder, der ins Stadion kommt und mal einen Blick hinter und in die Fankurve, in die Kabinen, den VIP-Raum und in die Treppenhäuser macht, der sieht, dass da richtig was passiert ist, was auch diesen Sommer wieder einen sechsstelligen Euro-Betrag gekostet hat. Teils war das geplant – der größere Teil war aber ungeplant und musste gemacht werden, damit wir überhaupt spielen konnten.
Glaubst du, dieses Bewusstsein ist vorhanden? Wie kann der Fan dabei mithelfen?
Nein, das ist sicher nicht zu 100 Prozent da, aber das liegt auch daran, dass wir nicht jeden Tag darüber sprechen können und auch sollten.Es gibt vieles, was man tun kann: Plakate aufhängen, Flyer verteilen, Leute einfach mitziehen, seine eigene Firma ansprechen. Aber das Allerwichtigste ist: Ins Stadion gehen – egal ob zum öffentlichen Lauf, zu Nachwuchsspielen oder zur DEL2. Jeder Besucher hilft mit seinem Eintrittsgeld und mit seinem Verzehr. Je mehr Leute kommen, umso mehr wachsen die Argumente – bei Politik, wie bei Sponsoren - sich in dem Thema Eissport und Eishockey in Bad Nauheim zu engagieren.
Obwohl die GmbH und die Mitarbeiter massiv Arbeit haben, engagiert sich der EC noch sozial? Wie passt das zusammen?
Mal ganz ernst: von Zeit zu Zeit, wenn ich abends den Rucksack voller Steine zuhause absetze und schalte die Nachrichten ein und sehe hungernde Kinder oder an Ebola erkrankte Menschen, Naturkatastrophen usw. - da wird einem manchmal klar, was für eine Kleinigkeit eigentlich so eine Niederlage gegen Dresden ist. Unsere Aktion für Wallernhausen, bei der tolle 2.000 EUR zusammen gekommen sind, das Weihnachtssingen, das am 22.12. ansteht: das sind die Momente, in denen es mal nicht um Punkte oder den Euro für den EC geht. Das sind die Momente, an denen wir alle darüber nachdenken sollten: Es gibt noch viel schlimmeres Leid und größere Probleme auf der Welt und dies gehört zur sozialen Verantwortung des EC in einer Region Mittelhessen. Gerade mit 200 Kindern im Nachwuchsbereich, denen wir alle ein Vorbild sein sollten. Diesem Bild gilt es, gerecht zu werden. Wir haben kein Geld für Spenden, haben aber die Menschen im Umfeld, die helfen und spenden können. Der EC und seine Helfer sind da nur der Initiator.
Was ist deine abschließende Botschaft vor Weihnachten?
Sich gemeinsam freuen, gemeinsam auch malsauer sein, diskutieren, mit Emotionen dabei sein – das ist wichtig und auch gut. Aber jeder Tag ist ein neuer Tag und bietet eine Chance. Lasst uns diese gemeinsam nutzen. Unterstützt den EC und den Eissport. Wenn wir als Bad Nauheim die DEL2 und das Stadion wollen, müssen wir es gemeinsam anpacken. Beteiligt euch – Firmen wie Fans - an den Aktionen, die jetzt kommen. Ansonsten wünsche ich jedem natürlich schon mal eine besinnliche und schöne Advents- und Weihnachtszeit.
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