
(BYL) 210 Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga, fast 400 in der zweiten Bundesliga – Alexander Wedl ist ein großer Name in der deutschen Eishockey-Landschaft. Ab sofort ist der 46-Jährige neuer Cheftrainer des ECDC Memmingen. Wedl, der bis Dezember letzten Jahres bei Ligakonkurrent Landsberg an der Bande stand, tritt die Nachfolge von Erwin Halusa an und soll die GEFRO-Indians wieder ganz nach vorne in der Bayerischen Eishockey-Liga führen.
Unmittelbar nach dem Verpassen des Finaleinzugs Mitte März gegen die Höchstadt Alligators begann beim ECDC Memmingen die Analyse der abgelaufenen Spielzeit. Zwar kann die Saison mit dem dritten Halbfinaleinzug in Folge und gesteigerten Zuschauerzahlen durchaus als beachtlicher Erfolg gewertet werden, doch die Enttäuschung darüber, wie sich das Team speziell in den beiden Play-off-Halbfinalspielen präsentierte, ließ vieles in Frage stellen. „Wir spielen vor 3000 Zuschauern, es geht ums Finale – da gibt es nur eins: unbedingter Wille, klare Fokussierung, die Bereitschaft zu geradlinigem und intensivem Eishockey.“ Dinge, für die Alexander Wedl wie kaum ein anderer steht. Auch beim ECDC wurde seit Längerem registriert, was der ehemalige Top-Spieler seit 2013 mit dem HC Landsberg erreichte. „Was er aus dieser jungen Mannschaft machte, war schon beeindruckend. Von der Landesligameisterschaft bis zum tollen Tabellenplatz in der BEL, auf dem das Team bis zu seinem Ausscheiden stand, da war eine deutliche Handschrift zu erkennen. Da zogen alle mit“, so Indians-Obmann Sven Müller. Jenes „Maximum“ soll Wedl nun auch in Memmingen aus der Mannschaft herausholen – eine Herausforderung, die der 46-Jährige gerne annimmt. „Ich bin stolz, dass sich der ECDC für mich entschieden hat, weil sich für diesen Posten viele qualifizierte Konkurrenten interessiert haben“, so Wedl. „Mit dem Sommertraining geht es los. Hier werde ich schauen, wie fit die Mannschaft ist und wie wir das Beste für alle rausholen können“. Der gebürtige Landsberger freut sich eigenen Angaben zufolge auf ein starkes Team mit erfahrenen und jungen Spielern, mit denen er konsequent arbeiten möchte. „Ich habe wirklich in allen Ligen gespielt und kenne die Anforderungen. Gemeinsam mit dem Vorstand und den Spielern werden wir die Ziele stecken und dann ehrgeizig verfolgen“, so Wedl, der dabei auf die Unterstützung der Memminger Fans baut. In der Saison 2008/2009 trug der Verteidiger bereits eine Saison lang als Spieler das Trikot der GEFRO-Indians, kennt Umfeld und Clubführung. Und so war es ein logischer Entschluss für Obmann Müller, der aber auch dem scheidenden Coach Erwin Halusa dankt: „Diese Trennung fiel mir unglaublich schwer. Wie Erwin in einer schweren Phase zu uns kam, der Mannschaft eine defensivere Grundausrichtung verordnete und sie trotz vieler Störgeräusche ins Halbfinale führte, war sehr gut. Letztendlich hat nur der allerletzte Schritt gefehlt. Den wollen wir aber irgendwann machen und das hat uns in der Analyse dazu bewegt, einen neuen Impuls zu setzen.“
Neben Wedl wird zur neuen Saison ein weiterer Ex-Indianer an den Hühnerberg zurückkehren: Routinier Mike Dolezal wechselt vom HC Landsberg zum ECDC – eine Personalie, die in der Gerüchteküche schon für rege Diskussion sorgte. „Manchen Reiz setzen wir bewusst“, schmunzelt Müller und spielt darauf an, dass Dolezal die letzten Jahre im Trikot des EV Lindau und des HC Landsberg die Fans polarisierte. „Beim Gegner gefürchtet, in den eigenen Reihen Gold wert. Ich halte unglaublich viel von Mike und stehe zu 100 Prozent zu dieser Entscheidung. Wir brauchen Spieler, die sich bis zum Schluss aufopfern und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange stehen. Hätten wir im Halbfinale dieses Jahr drei Mikes in der Mannschaft gehabt, hätten wir uns nicht so vorführen lassen“, erklärt der sportliche Leiter seine Entscheidung. Auch Dolezal freut sich über seine Rückkehr nach Memmingen: "Ich habe vor einigen Jahren sehr gerne hier gespielt und musste dann wegen des Studiums nach Lindau wechseln. Der Kontakt ist aber nie abgerissen, unter anderem zu Martin Jainz, mich dem ich mich lange unterhalten habe. Das Potenzial in Memmingen ist riesig, sowohl spielerisch als auch kämpferisch tolles Eishockey zu spielen – und ich will meinen Teil dazu beitragen."
Zudem gibt es aus dem letztjährigen Kader weitere wichtige Vertragsverlängerungen bei den Indians, über die der Verein in den kommenden Wochen informieren will.

Die Eishockey-Cracks des ECDC Memmingen befinden sich seit knapp vier Wochen in der Sommerpause – hinter den Kulissen laufen die Planungen für die kommende Saison indes nahtlos weiter. Mit Hochdruck bastelt Indians-Obmann Sven Müller am Kader für die neue Saison. Mit fünf Leistungsträgern (Miettinen, P. Zimmermann, Hoffmann, Jainz und Tenschert) wurde der Vertrag bereits vorzeitig verlängert, jetzt gibt es weitere Entscheidungen, wie Müller im Interview mit memmingen-indians.de verrät:
Eine packende Saison endete für die GEFRO-Indians jäh und sehr deutlich im Halbfinale gegen Höchstadt. Haben Sie die Enttäuschung schon verdaut?
Müller: Selbstverständlich war ich enttäuscht, aber jetzt heißt es bereits wieder nach vorne schauen. Man darf es auch nicht zu negativ bewerten. Wir haben zum dritten Mal in Folge das Halbfinale erreicht, das ist natürlich ein Erfolg. Was mich geärgert hat, war die Art und Weise, wie wir gegen Höchstadt verloren haben. Ich habe in den Play-offs vieles vermisst, was unsere Mannschaft bisher ausgezeichnet hat – gemeinsam den Erfolg zu wollen. Viele waren nicht bereit die Zweikämpfe zu suchen, den Körper einzusetzen, den letzten Schritt zu gehen und konsequent auf das gegnerische Tor zu spielen. Wenn dann noch entscheidende Leistungsträger wie zum Beispiel Jordan Baker wegen eines Magen-Darm-Infekts ausfallen, reicht es halt nicht.
Es gab also einiges aufzuarbeiten. Wie fällt Ihre Analyse aus?
Müller: Nach dem letzten Spiel haben wir uns intensiv mit Mannschaft und Trainern unterhalten. Wenn bei einigen wenigen alles andere wichtiger ist als Eishockey, wenn Leistungsträger und Führungsspieler nicht voran gehen, dann scheidet man gegen eine Topmannschaft wie Höchstadt aus. Deshalb werden wir für die kommende Saison eine andere Mannschaft aufstellen.
Es wird also einen gewissen Umbruch im Kader geben?
Müller: Ja, den wird es geben und der ist zu einem großen Teil so gewollt. Von einigen Spielern werden wir uns trennen. Dazu kommt, dass ein benachbarter Oberligist gerade sehr intensiv versucht, viele Spieler abzuwerben. Darauf waren wir aber seit längerem vorbereitet.
Können Sie schon Konkretes sagen?
Müller: Der Verein wird sich von Benjamin Arnold, Martin Schweiger, Max Piotrowski, Frank Kozlovsky und Jordan Baker trennen. Fest steht auch, dass Sven Schirrmacher und Anton Pertl nicht mehr für uns auflaufen. Mit Pertl hatten wir noch eine Vereinbarung für nächstes Jahr, die in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde. Schirrmacher bekam ein Angebot, das er aber nicht angenommen hat.
Gibt es schon Neuzugänge, die kommende Saison das Indians-Trikot tragen werden?
Müller: Die Gespräche laufen hier sehr intensiv. Erster Neuzugang wird Mike Dolezal sein, den ich bereits wenige Tage nach dem Halbfinal-Aus verpflichtet habe. Ich weiß, dass einige Fans in Memmingen ihn als Gegner nicht sehr geliebt haben, aber ich halte sehr viel von diesem Spieler und stehe zu 100 Prozent zu dieser Entscheidung. Wir brauchen Spieler, die sich bis zum Schluss aufopfern und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange stehen. Hätten wir im Halbfinale dieses Jahr drei Mikes in der Mannschaft gehabt, hätten wir uns nicht so vorführen lassen. Ich bitte die Memminger Fans, ihn herzlich bei uns aufzunehmen und sich daran zu erinnern, dass unter anderem Mike uns vor fünf Jahren in schlechteren Zeiten vor dem Abstieg bewahrt hat.
Eine Schlüsselfrage ist natürlich: Was passiert auf der Trainerposition?
Müller: Es war eine unglaublich schwere Entscheidung, nicht mit Erwin Halusa weiterzumachen. Erwin hat die Mannschaft in einer schwierigen Situation als relativ unerfahrener Trainer übernommen und unser Spiel vorangebracht. Wir standen hinten sicher und es war eine Struktur im Spiel zu erkennen. Ganz ohne Floskeln: Er hat einen guten Job gemacht und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Aber es gab auch die ein oder andere Schwierigkeit und so haben wir uns für eine andere Option entschieden: Der neue Indians-Trainer ist Alexander Wedl, den die meisten sicherlich noch als Spieler am Hühnerberg (Saison 2008/2009, Anm. d. Red.) kennen.
Was führte zu der Entscheidung?
Müller: Alexander Wedl hat den HC Landsberg von der Landesliga erfolgreich in die Bayernliga geführt. Er ist ein geradliniger Trainer, der genau weiß, was er will und das durchzieht. In Landsberg hat er aus einer Mannschaft mit vielen jungen und wenigen erfahrenen Spielern das Maximum herausgeholt. Dieses Maximum wollen auch wir in der kommenden Saison: Wir wollen um die Meisterschaft mitspielen und sind überzeugt, dass Alex uns zum Erfolg führen wird. Es wird sehr intensives Eishockey am Hühnerberg geben.
Worauf legen Sie bei der Zusammenstellung des Kaders nun besonderes Augenmerk?
Müller: Das ist schnell beantwortet: Ich möchte Spieler, die mit den Indians was erreichen wollen und sich mit dem Team, den Fans und dem Verein identifizieren. Eishockey und die Indians muss für die Spieler wichtig sein. Wir haben hier am Hühnerberg etwas Besonderes, das in der BEL sicherlich einzigartig ist. Jeder Spieler wird bei uns unterstützt, wenn es was Familiäres oder Berufliches gibt – aber die Einstellung zum ECDC muss stimmen. Momentan sind wir auf einem guten Weg und ich bin mir sicher, dass die kommende Saison eine sehr erfolgreiche für die Indians sein wird.
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